About

Selbstverständnis

Wir sind das Bündnis Contra El Islamismo, ein linkes, emanzipatorisches und feministisches Bündnis gegen den politischen Islam und türkischen Faschismus aus Hessen. Wir sehen es als eine zentrale Aufgabe des gegenwärtigen Antifaschismus, sich mit dem politischen Islam, Islamismus und türkischem Faschismus auseinanderzusetzen. Nicht erst im Lichte der vergangenen Ereignisse ist dies unerlässlich. Der homofeindliche Mord eines 20-jährigen Anhängers des sogenannten Islamischen Staats an Thomas L. in Dresden im Oktober 2020 und die Enthauptung des französischen Lehrers Samuel Paty, zeigen auf schreckliche Art die Dringlichkeit des Themas. Es gilt, sich als radikale Linke mit den verschiedenen Ausprägungen dieser in letzter Konsequenz mörderischen Ideologie auseinanderzusetzen und sich ihr vehement entgegenzustellen.

Die Beispiele für die Gefährlichkeit des Islamismus allein der letzten Jahre sind zahlreich: Der Anschlag auf die Redaktion der französischen Satirezeitschrift Charlie Hebdo und damit zusammenhängend die Geiselnahme und die Morde im koscheren Supermarkt Hyper Cacher, der Anschlag in Nizza, bei dem ein Terrorist mit einem LKW in eine Menschenmenge raste, die am französischen Nationalfeiertag dem Feuerwerk zusah. Auch der Anschlag auf den Weihnachtsmarkt am Berliner Breitscheidplatz, bei dem ebenfalls ein Schwertransporter zum Einsatz kam und zwölf Menschen ihr Leben verloren, bleibt schmerzlich in Erinnerung. Und nicht zuletzt der Anschlag am 2. November 2020 in der Wiener Innenstadt direkt vor der Hauptsynagoge, bei dem mehrere Menschen starben, zeigt wie dringend notwendig eine Auseinandersetzung mit dem politischen Islam ist.

Blickt man auf die islamischen Staaten, verdeutlicht sich, dass der politische Islam nicht nur in Form von Terrorismus sich immer wieder in seiner brutalsten Ausprägung zeigt. Im Iran werden die Proteste, die sich gegen das totalitäre Regime in Teheran richten, blutig niedergeschlagen, Menschen inhaftiert, gefoltert und ermordet. Auch die Angriffe auf die kurdische Selbstverwaltung im Norden Syriens durch islamistische Milizen, von der Türkei unterstützt, sind Ausdruck einer mörderischen Politik islamischer Regierungen.

Die Mitglieder der Milliyetçi Hareket Partisi (MHP), der „Partei der Nationalistischen Bewegung“, welche in der Türkei mit der AKP Erdoğans die Mehrheit im Parlament und die Regierung stellt und ein offen rassistisches und nationalistisches Weltbild mit einem osmanisch-islamischen Hintergrund propagiert, agieren auch in Deutschland und werden gemeinsam mit anderen türkischen extremen Rechten als Graue Wölfe bezeichnet. Die Partei wird in Deutschland durch etwa 300 Vereine vertreten, die zusammen mehr als 18.000 Mitglieder haben. Oft sind diese Vereine als Feind:innen der Emanzipation nicht auf den ersten Blick als Organisationen der Grauen Wölfe zu erkennen, treten sie nach außen doch häufig unter dem Deckmantel türkischer Kultur-, Sport- oder Freundschaftsvereine sowie in religiösen Institutionen auf. Ihr Weltbild begründet sich jedoch aus Nationalismus und Hass auf Kurd:innen, Armenier:innen, Êzîd:innen, Alevit:innen, Jüdinnen und Juden, FLINT*-Personen, Feminist:innen, Homosexuelle und viele mehr. Doch agieren diese Verbände in Deutschland nicht nur innerhalb ihrer eigenen Community. So bauten sich über die letzten Jahre türkisch nationalistische/islamische Verbände sehr geschickt zum Sprachrohr aller Muslim:innen und nicht zuletzt aller Migrant:innen auf: AKP-nahe Akteur:innen vereinnahmten beispielsweise die Opfer des rassistischen, antisemitischen und misogynen Anschlags in Hanau für die Instrumentalisierung ihrer faschistischen Ideologie.

In der Türkei werden dem paramilitärischen Arm der Bozkurtlar, wie die Grauen Wölfe auf türkisch heißen, zahlreiche Morde an politischen Gegner:innen zugerechnet, zum Beispiel an dem Journalisten Hrant Dink 2007. Aber auch in Deutschland wurde erst im Mai diesen Jahres Ibrahim Demir, ein kurdischstämmiger, kleinwüchsiger Mann in Dortmund von einem 39-jährigen getötet, der sich auf Facebook zu den Grauen Wölfen bekannte.

Die Gruppe La Banda Vage analysiert den Islamismus in ihren Thesen zum Islamismus als moderne, reaktionäre Krisenlösungsstrategie gegen die Moderne, die auf’s Engste mit der kapitalistischen Produktionsweise und dem damit verbundenen überflüssig werden vieler Menschen verknüpft . Auch ist der Islamismus immer verbunden mit patriarchalen Vorstellungen, Antisemitismus, Sexismus, Misogynie, Homofeindlichkeit und Rassismus.
Eine Zusammenarbeit mit islamistischen Kräften, wie es beispielsweise die Rosa-Luxemburg-Stiftung in ihrer Broschüre Dialog mit dem Islam II fordert, in der sie schreibt, dass „moderate islamistische Akteure und Linke gerade in Fragen sozialer Gerechtigkeit durchaus gemeinsame Werte“ hätten, halten wir für eine gravierende Fehlinterpretation. Als antifaschistische feministische Linke kann und muss es aus unserer Sicht darum gehen, eine kommunistische, emanzipatorische Kritik zu formulieren.

Schließlich gilt es aus unserer Perspektive auch die rassistische Scheinkritik am Islamismus und dem politischen Islam, die von Seiten der politischen Rechten gerne geübt wird, als das zu denunzieren, was sie ist. Rechte stellten ihren Antisemitismus, ihre Misogynie und ihre Homofeindlichkeit in der Vergangenheit immer häufiger scheinbar hinten an, nur um im Anschluss den Islamismus als antisemitisch, homofeindlich und misogyn zu titulieren. Es geht ihnen jedoch nicht um eine Kritik, die in universalistischer Absicht eine Welt möchte, in der alle Menschen ohne Angst verschieden sein können, sondern lediglich um eine salonfähige Äußerungsform für ihre rassistischen Ressentiments und ihren menschenverachtenden Hass. Interessant ist hierbei, dass in der gefestigten Weltanschauung der extremen Rechten der Blick auf den Islam keineswegs nur ablehnend ist. Volker Weiß arbeitet in seinem Werk Die autoritäre Revolte heraus, dass es mehr Gemeinsamkeiten zwischen Faschist:innen und Islamist:innen gibt, als gemeinhin angenommen wird – diese sind nicht nur ideologischer, sondern auch historischer Art. Selbstverständlich ist der Hauptfeind beider Ideologien die globale Moderne mit all ihren Konsequenzen und stellt damit ein einendes Moment dar. Auch ist der Hass auf Jüdinnen und Juden ein entscheidender Faktor: wenig bekannt ist, dass bereits Hitler Islamist:innen protegierte, indem er die Muslimbrüder hofierte. Und Julius Evola, Anhänger des italienischen Faschismus, lobte in einem 1935 erschienenen Werk ausdrücklich das heroische Kriegertum des Islam. Die Spuren dieser Verehrung des „Islam als Kampfgemeinschaft“ reichen heute noch bis in die Publikationen rechter „Islamkritiker“.

Eine emanzipatorische und radikale linke Opposition zum Islamismus kann demnach nur gelingen, wenn sie ihn in vergleichbarer Form zu allen Arten der menschlichen Unterdrückung und mit dem Ziel der befreiten Gesellschaft bekämpft. Es gilt sich folglich den Feind:innen der Emanzipation in den Weg zu stellen, egal woher diese kommen. Wir halten es für wichtig gerade die Regionen zu unterstützen, in denen der Kampf am schwersten ist. Wir solidarisieren uns aus diesem Grund mit emanzipatorischen Kämpfen in Rojava, im Iran, in Afghanistan und anderswo. Aber vor allem auch mit den Menschen, die innerhalb islamischer Communities Unterdrückung erfahren. Im Gegensatz zu Rechten positionieren wir uns nämlich nicht gegen Menschen, sondern gegen repressive Ideologien, ob von religiösen Fanatiker:innen oder deutschen Chauvinist:innen.

Es wird deutlich, wie wichtig es ist den antifaschistischen Blick über die Begrenztheit des eigenen Kontextes zu erweitern. Wer den Faschismus nur bei Neonazis und dem Deutschnationalen erkennt, bedient sich selbst nur einer nationalen Logik. Faschismus tritt international in vielen Formen in Erscheinung und das nicht immer offensichtlich. Wer Solidarität – vor allem mit Genoss:innen, die sich aus solchen Communities befreien konnten – ernst meint, sollte die Augen davor nicht verschließen. Das Feld darf nicht den Rechten überlassen werden.

Für die befreite Gesellschaft und gegen Ihre Feind:innen – für den Kommunismus!